Vom 21. Bis zum 29. März war ich, aufgrund eines Schüleraustausches, in Turin, in Norditalien.
Ich bin mit meinem Italienischkurs dort hingefahren und wir haben
in Gastfamilien gelebt. Unsere Austauschschülern lernen in der Schule Deutsch
und waren einen Monat vorher bei uns.
Die Woche an sich war sehr schön und das Leben in einer
anderen Familie ist eine interessante Erfahrung. Es war das erste Mal, dass ich
wirklich bei einer einheimischen Familie gelebt habe, als Gastschülerin, und
nicht einfach nur zum Urlaub machen in einem anderen Land war.
Und, was soll ich sagen, es ist wirklich extrem, wie viel
schneller einem so Unterschiede im Leben und im Verhalten der Menschen
auffallen, in ihren Angewohnheiten und Lebensweisen.
Italien und Deutschland sind beides fortschrittliche
westeuropäische Länder und von außen betrachtet ähnelt sich das Leben dort
vielleicht, bis auf einige Details.
Doch wenn man plötzlich Teil dieses Lebens wird, welches man
so anders gar nicht erwartet hat, kann man erstaunt sein, welche Differenzen
einem alle begegnen. Und ich war nur eine Woche da.
Damit ihr einen Eindruck bekommt, oder auch, damit ich nicht
vergessen, was mir eigentlich aufgefallen ist, hier ein paar Beispiele (natürlich
lässt sich das nicht auf italienische Menschen im Generellen pauschalisieren. Das
sind nur die Erfahrungen, die ich gemacht habe – es soll nicht wertend sein
oder jemanden angreifen!):
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Die Italiener laufen verdammt langsam.
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Die Jugendlichen sind verglichen zu dem
Durchschnitt hier sehr viel unselbstständiger – wir wurden beispielsweise oft
abgeholt, und viele wurden auch zur Schule gefahren.
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Die Familie ist sehr wichtig, oft wohnen die
Großeltern noch mit im Haus oder in der Nähe und man sieht sich oft.
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Ich werde mich nie wieder über Berliner U-Bahnen
beschweren – nicht nach den Busfahrten dort, jeden Morgen, als ich dachte, ich
muss zwangsläufig mit anderen Menschen verschmelzen, weil einfach kein,
wirklich kein, Platz war.
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Der Fernseher läuft quasi ständig.
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Lautstärke. Gefühlt alles, was italienische
Jugendliche machen, ist 10-mal lauter.
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Stürmisch. Herzlich. Lässig. Entspannt. Die Art,
das Leben zu sehen, wirkt froher und fröhlicher.
All das hat man natürlich hauptsächlich mitbekommen, weil
man in einer Gastfamilie gewohnt hat.
Meine Familie war wahnsinnig liebevoll. Sie waren nett zu
mir, haben extra vegetarisch gekocht und ich habe mich sehr wohlgefühlt.
Allerdings war einer der häufigsten Sätze, die ich von ihnen
(auf Italienisch) gehört habe:
„Nein, nein. Setz dich hin. Du bist der Gast.
Entspanne dich.“
In dieser ganzen Woche habe ich einmal geholfen die
Spülmaschine auszuräumen. Ansonsten wurde ich bekocht, mir wurde Tee gemacht,
meine Handtücher wurden gewechselt, das Bett gemacht, ja, sogar meine Flasche
wurde mir jeden Morgen aufgefüllt.
Natürlich war das alles lieb gemeint und ich möchte mich auf
keinen Fall beschweren. Nach einer Woche habe ich auch nicht viel anderes
erwartet.
Ich habe nur gemerkt, durch diese Haltung, „du bist der
Gast, du musst nichts machen“, alles sehr distanziert geblieben ist. Die
Gasteltern haben mich gefragt, wie mein Tag war, und was ich essen möchte. Ich
habe gefragt, ob ich duschen gehen darf. Mehr war da kaum.
Ich war nur eine
Woche da, und nicht Monate oder ein Jahr. Aber nach dieser Woche hat es sich
fast noch so fremd angefühlt, wie am ersten Abend.
Ich hatte dort ein Zuhause,
einen Ort zum Schlafen, Reden und Duschen.
Aber ich war nicht zuhause. Es war
kein Ort zum Erleben, Lachen, Tanzen, Leben. Ich war ein Gast, kein Bewohner.
Und ich würde mir sehr wünschen, dass es während meines
Auslandsjahres anders wird.
Ich erwarte nicht, eine zweite Familie zu finden.
Aber
woanders zuhause zu sein, das wäre schön.
Mein Auslandsjahr? Das beginnt übrigens in genau 99 Tagen.
Sehr aufregend.
Alles, alles Liebe und zum Abschluss noch ein paar Bilder aus bella Italia! <3