Montag, 7. August 2017

Ankommen



Seit dem 2. August bin ich nun schon in Finnland und heute verbringe ich den dritten Abend mit meiner Gastfamilie.

Am Mittwoch, nach einer Woche voller Koffer ein-, aus- und umpacken, letzte Kleinigkeiten besorgen und vielen Tränen, bin ich um 5 Uhr morgens aufgewacht und konnte einfach nicht mehr einschlafen. Dabei war ich nicht einmal so nervös. Bis ich dann, nachdem die letzten Stunden zuhause mir wie Tage vorkamen, um kurz nach 8 am Flughafen stand. Ich konnte kaum still stehen vor Aufregung, und meine größte Sorge war, dass ich für mein wirklich drastisches Übergewicht bezahlen muss. Aber die Frau am Schalter ignorierte die anderthalb Kilo zu viel und ich habe nicht mitbekommen, ob mein Handgepäckkoffer, welcher 12, statt 8kg wog, kontrolliert wurde.

Dann saß ich da also, im Flugzeug, mit meinen lieben drei Mitreisenden Austauschschülern.

Erst nach Frankfurt, wo wir die anderen Deutschen trafen, dann nach Helsinki, wo auch der Rest wartete. Ich dachte immer, wenn ich dann erstmal im Flugzeug sitze, dann realisiere ich, was hier eigentlich passiert. Nun ja, fünf Tage später, mit meiner Gastschwester auf dem Sofa, Pinienbäumen vor meiner Nase und Dauerregen, habe es immer noch nicht wirklich begreifen können.



Auf der zweistündigen Fahrt vom Flughafen nach Anjala, wo das YFU-Arrival-Camp stattfindet, sahen wir, finnland-typisch, Bäume über Bäume, ein bisschen Wasser und ab und zu eine kleine rot-weiße Holzhütte.

Die drei Tage im Camp waren, ein bisschen wider Erwarten, wirklich toll. Ich habe nochmal viel über Finnland gelernt, so viele interessante Menschen getroffen und als wir am letzten Abend nach der Sauna auf der Terrasse standen und in die Natur geschaut haben, haben wir uns schon ziemlich echt finnisch gefühlt. Wenn ich am Samstagnachmittag nicht so gespannt auf meine Gastfamilie gewesen wäre, hätte ich mir gewünscht, noch ein bisschen länger dort zu bleiben.

Nachdem wir gefühlt ewig gewartet haben, bis auch die Gastfamilien ihre Informationsveranstaltung besucht hatten, haben wir uns endlich getroffen. Ich war in dem Moment so nervös, dass ich wirklich gezittert habe, aber das ging ganz schnell vorbei. Und dann ging es endlich nach Hause. Nach einer, zum Glück nicht allzu langen Fahrt und einem Zwischenstopp in einem finnischen Restaurant in Porvoo, erreichten meine neue Familie und ich mein neues Zuhause. Meine Familie? Diese besteht aus meinem Gastvater, meiner Gastmutter, meiner 13-jährigen Gastschwester, meinem 11-jährigen Gastbruder und ein paar Fischen im Aquarium. Zusammen werden wir für die nächsten 11 Monate in einem wunderschönen, großen, lichtdurchfluteten Haus in Tuusula wohnen. Tuusula? Ein Ort im Süden Finnlands, etwa 40km nördlich von Helsinki mit knapp 40.000 Einwohnern. Es gibt drei Zentren, Jokela, Kellokoski und das größte, wo auch meine Schule sein wird, Hyrylä. Der Rest, zu dem auch unser Haus gehört, ist sehr ländlich. Ich habe das große Glück, dass unser Haus direkt am Tuusulanjärvi-See liegt, der etwa 10km lang und schön ist. Der Ausblick aus den Fenstern oder von der Terrasse ist wirklich unglaublich und ich freue mich sehr, im Gegensatz zu Berlin, auch wenn ich diese Stadt liebe, mal irgendwo zu wohnen, wo es ruhig ist und ich erstmal eine Weile fahren muss, um einen Shoppingcenter oder ähnliches zu finden.



Nachdem ich bei unserem ersten gemeinsamen Essen gesagt habe, ich würde Harry Potter lieben, haben wir gleich am ersten Abend einen Teil gesehen. Dann durfte ich die Sauna ausprobieren und habe mich eingerichtet.

Gestern sind wir dann, nachdem mein Gastvater und meine Gastschwester mit mir und dem Auto einmal den See umrundet haben und mir die nächstgelegene Stadt, Järvenpää und meine Schule gezeigt haben, nach Helsinki gefahren. Dort waren wir erst lecker thailändisch essen – meine Gastfamilie scherzt, dass sie nicht wissen, was sie vegetarisches für mich kochen soll – und dann im größten Fußballstadion Finnlands, um das Spiel des Vereins meiner Gastfamilie HJK Helsinki gegen den FC Lahti zu sehen. Nach diesem 0:0, was mir aber trotzdem großen Spaß gemacht hat, haben wir Freunde meiner Gastfamilie zum Essen und Kaffee trinken besucht.



Am Abend, gegen halb elf, als ich gemütlich Finnisch Vokabeln gelernt habe, hat mein Gastbruder auf einmal gefragt, ob ich mit schwimmen gehen möchte.

Und natürlich - oder vielleicht auch nicht natürlich - hab ich´s gemacht! (Dazu sei gesagt, dass ich an dem Tag zwei Oberteile und eine Jacke anhatte, um nicht zu frieren.) Es war wirklich kalt, aber es war auch echt schön.



Heute haben wir den Tag begonnen, indem wir nach Vantaa gefahren sind, denn dort ist der nächstgelegene, große Shoppingcenter. Meine Gastschwester brauchte Hosen und Schulzeugs und ich hab Socken und Stifte gekauft. Danach haben wir gekocht. Am Nachmittag sind wir erst zu einem Café gefahren, um Kuchen zu essen. Ich esse wirklich unglaublich viel hier und bewege mich kaum… Hoffentlich ändert sich das, wenn die Schule am Donnerstag anfängt.

Eigentlich wollten wir eine Fahrkarte und eine Büchereikarte für mich besorgen, aber ich war so intelligent, und habe meinen Ausweis vergessen. Also waren wir stattdessen auf einem Flohmarkt und danach habe ich beim Cheerleader-Training meiner Gastschwester zugeschaut.



Alles in allem waren es wirklich schöne erste Tage und als mein Gastvater mich, als er nach Hause gekommen ist, gefragt hat, ob ich immer noch glücklich bin, hier zu sein, konnte ich mit einem breiten Lächeln ehrlich „ja“ antworten. 

Meine Zimmertür, über die ich mich sehr gefreut habe

Im Stadion
Unsere Badestelle


Tuusulanjärvi


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