Sonntag, 1. Oktober 2017

Von Tampere, Eishockey und finnischem Herbst

[English version below, as always]

"Almost two months.", sagte meine 
Gastmutter heute morgen zu mir, als wir die Pilze sortierten, die ich gestern gemeinsam mit meiner Schwester und meiner Gastoma im Wald gesammelt hatte, und erinnerte mich damit daran, dass ich mal wieder einen Blogpost schreiben könnte. Ein wenig habe ich das aufgeschoben. Nicht weil es nichts zu erzählen gibt, sondern viel mehr weil es so viel gibt. Ich erlebe so viel, mache und sehe so viel und fühle so viel und muss das erstmal für mich selbst begreifen und ordnen, bevor ich das halbwegs strukturiert aufschreiben kann. Aber ich habe mich dazu entschieden, einfach von einigen sehr besonderen Tagen und Momenten zu erzählen. 
Beginnnend genau einen Monat vorher. Denn dort ist meine Gastfamilie mit mir am Samstagmorgen nach Tampere gefahren. Die etwa zwei Stunden entfernte Stadt mit dem Moominmuseum und der vielseitigen Industrie. Doch keines davon war der Grund für unseren Besuch. Trotzdem sind wir am Vormittag durch die - wirklich schöne! - Stadt spaziert, waren auf dem Aussichtsturm, haben die alten Fabrikgebäude gesehen und Burger gegessen. Dann, nach einer Pause in unserem Hotel, sind wir zum Stadion gelaufen. WM-Qualifikation, Finnland gegen Island, mein erstes Länderspiel. Es war so ein tolles Erlebnis und Finnland hat tatsächlich gewonnen!







Und das sollte nicht meine einzige Sportereignis-Premiere sein. Nachdem ich mich mal vorsichtig erkundigt habe, ob wir irgendwann zu einem Eishockey-Spiel gehen und mein Gastvater sagte, er hatte schon Angst, ich würde nie fragen, saßen wir einige Tage später in der Hartwall-Arena in Helsinki. Eishockey ist noch schneller als ich gedacht habe und auf jeden Fall noch cooler. Aber mal sehen, was ich dazu sage, wenn ich selbst im Winter in Schlittschuhen mit einem Hockeyschläger in der Hand herumturne. 



Eishockey mit meinen Geschwistern <3

Und ganz nebenbei ist der Herbst gekommen. Wobei nebenbei eigentlich falsch ausgedrückt ist. Ich habe eher so das Gefühl, eines Mittags, als sich der Nebel verzogen hatte, waren die Bäume nicht mehr grün, sondern orange, gelb und sogar rot. Und dann musste ich im Dunkeln nach Hause fahren, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass die Sonne um halb neun schon weg ist und ich meine Fahrradlampe vergessen habe. Manchmal ist es morgens so kalt, dass Handschuhe, Mütze und Schal unverzichtbar sind. Doch die ganze letzte Woche hatten wir unglaublich schönes, sonniges Wetter. Deshalb hat mein Gastvater mich letztes Wochenende auch ganz spontan mit auf eine Bootstour genommen, startend in Heinola, auf einem Teil des längsten Sees Finnlands, Päijänne. Und es war auch kein Problem, dass wir plötzlich keine Batterie mehr hatten und zweieinhalb Stunden auf ein "Rettungsboot" warten mussten. Denn wer hat schon gedacht, dass man in Finnland im September noch ohne Jacke in der Sonne liegen kann?



Bootstour mit Toni (auf den Bildern wo ich gefahren bin sehe ich zu verängstigt aus :D)


Die wunderschönsten Sonnenuntergänge die ich je gesehen habe

 Und dann gestern ein Throwback zu der ersten gemeinsamen Autofahrt mit meiner Familie, wo sie den Song "Takajeejee" von dem finnischen Rapper-Duo JVG anmachten und bewiesen, dass sie super cool sind. Wir waren bei ihrem Konzert in Helsinki. Dank ihren vielen Featurings habe ich so ziemlich jeden aktuell wichtigen finnischen Artist gesehen und allgemein einen unvergesslich tollen Abend gehabt. 


Ansonsten kehrt wirklich der Alltag ein. Ich kann mir einigermaßen merken, wann meine Gastgeschwister bei ihren Hobbies sind, habe angefangen einmal in der Woche zu tanzen, mein Finnischkurs hat begonnen, ich weiß wo Rührgerät und Brotboxen in der Küche hinkommen und wie man herausfindet wann ein Bus wohin fährt. Wege, bei denen ich am Anfang noch alle paar Minuten mein Google Maps checken musste, könnte ich im Schlaf fahren und Annes Gastfamilie wundert sich schon nicht mehr, wenn ich nach der Schule in ihrer Küche sitze. 

Doch morgen fängt der nächste Abschnitt in der Schule an, mein zweites Jakso, mit neuen Kursen, neuen Lehrern, neuen ersten Malen und ich bin gespannt. 

Alles Liebe,

Lona 


Pilze sammeln im finnischen Wald - tatsächlich mit Erfolg! 


                                                                             ***


"Almost two months" said my hostmum this morning while we were preparing the mushrooms I gathered yesterday together with my sister and my hostgrandmother. This reminded me that I could write a new blogpost. I´ve been postponing this for a while. Not because there is nothing to tell, but because there is so much. I am experiencing so many things, I see so much, I feel so much. I need to bring an order to it in my thoughts first, I need to understand first, until I can write something at least semi-structured about it. But I decided to just write about some days and moments that were really special to me. Starting excactly one month ago. On Saturday morning my hostfamily took me to Tampere. Approximately 2 hours away and known for the moominmuseum and the diverse industry. But these weren´t the reasons for us to go there. Anyway, we walked through the city during the day, visited the observation tower, saw the old buildings and ate burgers. In the evening then we went to the stadium to see a football game. World Championship qualifications, Finland against Iceland and my first country game. It was really cool and Finland actually won!


And this wasn´t my only premiere sport event this month. After I carefully asked if we are going to see an icehockey game someday and my hostdad responded, he was already afraid I´d never ask, we sat in the Hartwall-arena in Helsinki only a few days after my question. What can I say? Icehockey is even faster than I thought and even more fun to watch too! But let´s see what I say when I have to try it myself in the winter...


Next to all that, suddenly, autumn arrived. It feels like one day, after the morning fog cleared, the trees weren´t green anymore, but orange, yellow and even red. And I had to bike home in the dark, because I forgot my lamp, not expecting the sun to be gone at half past eight. Some mornings it´s so cold that gloves, scarf and hat are indispensable. But the whole last week we had really nice, sunny weather. That´s why my host dad took me on a spontaneous boat trip last weekend. Starting in Heinola and boating on the longest lake in Finland, Päijänne, it wasn´t a problem that we ran out of battery and had to wait about 2 hours for a rescue ship who could start our engine. Who thought you could still lay in the sun without a jacket in Finland in September? 


Yesterday was a throwback to my first car ride with my family, where they played "Takajeejee" from the finnish rap-duo JVG and proved that they are super cool. We went to the concert in Helsinki and I had an unforgettable evening. Plus I´ve seen almost every important current finnisch artist now, thanks to their many featurings. 


Otherwise everyday life is really settling now. I almost know when my siblings have their evening practices, I´ve started to dance once a week and I am attending a Finnish class. I know where to put mixer and boxes in the kitchen and how to find out which bus goes where and when. Ways that I had to check on google maps every 5 min I could go while sleeping now and Annes hostfamily isn´t surprised when they find me in their kitchen after school. 

But tomorrow the next period in school starts, my second jakso, with new teachers, new subjects, new first times and I am excited!

Love, 

Lona




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen